Forumtheater zählt zu den Theaterformen des Theaters der Unterdrückten und wurde von Augusto Boal (Brasilien) entwickelt.

Das Theater der Unterdückten ist eine Sammlung von Übungen, Spielen und Theatertechniken, die eine neue, aktive Dimension des Theaters intendieren: Forumtheater, Legislatives Theater, Zeitungstheater, Unsichtbares Theater sowie der Regenbogen der Wünsche und die Ästhetik der Unterdrückten.
Diese Techniken ermöglichen eine Wahrnehmungsschulung und Sensibilisierung aller Beteiligten, wodurch sowohl die eigene Opferrolle als auch die eigenen TäterInnenanteile wahrgenommen werden können – und das in einem geschützten Raum. Das Theater der Unterdrückten unterstützt Menschen, die etwas verändern wollen, dabei, ihr Leben aktiv in die Hand zu nehmen. Das Grundprinzip lautet: Dialog statt Monolog, denn überall dort wo der Monolog den Dialog ersetzt, herrscht Unterdrückung.

Im Forumtheater wird die Lebensrealität in Szene gesetzt. In einer theatralen Szene wird der/die ProtagonistIn unterdrückt, hat ein Problem, kann nicht handeln so wie er oder sie möchte. Diese Szene wird vor Publikum aufgeführt. Mit Hilfe des Publikums, dass den/die Protagonisten/in austauschen kann, wird nach Handlungsalternativen gesucht.

Der Brasilianer Augusto Boal entwickelte in den siebziger Jahren die Grundlagen des Theaters der Unterdrückten. Aus der Situation von Militärdiktatur und Unterdrückung entwickelte Boal eine Reihe von Theatermethoden, die die Einbeziehung der Zuschauer/innen in Form eines echten Dialogs zum Ziel hat. Das Theater der Unterdrückten verbindet politische Bewusstseinsbildung mit befreiender Pädagogik und nutzt das Theater als öffentliches Forum. Im Forumtheater werden Szenen aus dem realen Leben entwickelt. Eine oder mehrere Personen spielen eine Szene, in der sie unterdrückt wurden oder sich unterdrückt gefühlt haben. Bei der Aufführung können die handelnden Personen vom Publikum ausgetauscht werden, um so alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Forumtheater ist eine interaktive Theaterform: Es ist eine öffentlich - theatrale Diskussion, in der das Publikum alternative Handlungen und Handlungsweisen zu einer vorgespielten Szenenfolge ausprobieren kann. Forumtheater hebt die Grenze zwischen SchauspielerInnen und ZuschauerInnen auf, das Publikum verwandelt sich in den Teilnehmer und Verantwortungsträger des dramatischen, theatralen Geschehens. Es ist eine grundlegend Form des demokratischen Dialogs in Handlungen: Jede Frau, jedes Kind, jeder Mann kann zu den gezeigten Szenen Stellung beziehen, kann die Macht des Wortes und/oder der Handlung ergreifen und zeigen, was er sie verändern möchte.

Gezeigt wird eine Szene, die darstellt, wie gesellschaftliche Realität erlebt wird, sie mündet in ein unbefriedigendes und ungelöstes Ende. Das Publikum wird eingeladen, jene Rollen zu ersetzen, die im Verlauf der Szene als ohnmächtig, ratlos oder unterdrückt erscheinen. Beim nochmaligen Spielen der Szene kommen ZuschauerInnen auf die Bühne und können unterschiedlichste Lösungsvorschläge für das Problem, den Konflikt durchagieren. Dadurch werden die Folgen des Handelns sichtbar gemacht - Handeln und Erkenntnis werden in einem solchen dramatischen Labor gemeinsam entfaltet und reflektiert.
Forumtheater wird auf diese Weise zu einem ein kraftvollen, unterhaltsamen und spannenden Medium, dass ein kollektives Brainstorming zu Handlungsideen und neuen Perspektiven aktiviert.

Im „Theater der Unterdrückten nach Augusto Boal wurden eine Vielzahl von Theatertechniken und -methoden entwickelt, die innere Konflikte und Spannungen nach ‚außen' hin sichtbar, begreifbar und bearbeitbar machen können.
Zu den bekanntesten zählt der „Regenbogen der Wünsche". Dabei werden die vielfältigen und oft widersprüchlichen Wünsche eines/r Protagonisten/in in einer Konfliktsituation, die an klarem Handeln oder an Entscheidungen hindern, szenisch dargestellt und analysiert.
Die „PolizistIn im Kopf"-Technik erlaubt es, sich auf kreative und variantenreiche Arbeit mit Geboten und Verboten auseinander zu setzen, die über Erziehungs- und Sozialisationsprozesse internalisiert wurden, und wie ‚innere Stimmen' das Handeln eines/r Protagonisten/in erschweren.
Diese - und auch eine Reihe weiterer - Techniken kommen im Sinne persönlicher und gruppenbezogener Lernprozesse zur Anwendung, ebenso bei der Proben- und Rollenarbeit.